Riesenfreude herrscht bei uns über den Gewinn des „kleinen Stern in Bronze“ und die damit verbundene Prämie in Höhe von 750€ bei den STERNEN DES SPORTS, einem Wettbewerb des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Raiffeisen- und Volksbanken. 

Unsere Karate Abteilung ist in besonderem Maße durch soziale Verantwortung charakterisiert, wobei es uns besonders wichtig ist, dass bei uns jeder Karate betreiben kann. Dies bedeutet auch, Bewegung in die lokale Integration zu bringen, Verständigung zu schaffen und wechselseitige Vorurteile im gemeinsamen Erleben abzubauen. Daraus ist die Idee für das prämierte Projekt entstanden. Dessen Ziel ist es, Asylanten Ausgleich zum Alltag anzubieten und Austausch und Integration durch und im Sport zu ermöglichen. Asylsuchende werden in das Vereinsgeschehen in der Abteilung Karate aktiv aufgenommen und zunächst durch einen speziellen Einführungskurs allmählich in die Trainingsgruppe integriert. 

Wieso Integration und Inklusion gerade durch Karate gut funktioniert?  Karate ist die Kampfkunst der „leeren Hand“, deren oberstes Ziel weder Sieg noch Niederlage ist, sondern in der Vervollkommnung des Charakters des Ausübenden liegt. Die Kampfkunst blickt auf eine lange Tradition zurück und weist weltweit gepflegte Rituale auf, die dem Leitmotto „Karate beginnt und endet mit Höflichkeit“ folgen. Ritualhandlungen sind fester Bestandteil des Trainings und geben diesem einen fest definierten Rahmen. Sie haben Respekt bekundenden Charakter und helfen, alle Mittrainierenden auf die gleiche Ebene zu stellen, sowie Achtung untereinander aufzubauen. Alle Teilnehmenden, egal welcher Herkunft, befinden sich also gemeinschaftlich auf neutralem Boden. Ferner ist die Gemeinschaftlichkeit im Training geschlechterübergreifend und unabhängig von sozialen Schichten. Eine Verletzung des Gegners ist im Gegensatz zu anderen Sportarten (z.B. Boxen) nicht gewollt. Mehr noch: Im Karate ist es das absolute Ziel, den Partner nicht zu verletzen und die Integrität seiner körperlichen Unversehrtheit zu bewahren. Dies fördert wiederum Vertrauen und den schnellen Aufbau persönlicher Beziehungen. Alle Karatekas tragen weiße, funktionale Baumwollanzüge. Im Trainingsbetrieb zählen also lediglich die gezeigten Leistungen und Anstrengungen – gesellschaftliche Unterschiede sind dadurch temporär aufgehoben. Durch das miteinander Sporttreiben, das durch hohen Körperkontakt geprägt ist, erfolgt automatisch auch ein deutliches Näherkommen. Körperkontakt als wesentlicher Bestandteil des Karate hilft entsprechend, Hemmschwellen abzubauen und Kontakte aufzubauen. Zusammenfassend kann also festgestellt werden, dass Karate eine Sportart darstellt, die auf besondere Weise der Integration dienlich ist (nähere Informationen dazu gibt es auch hier).

Wir starteten Ende 2015 mit der praktischen Umsetzung unseres Projekts. Durch das ehrenamtliche Engagement von Cordula Rohr und der Unterstützung des „Helferkreis Asyl Immenstadt“ konnte für zunächst fünfzehn junge Männer aus Afghanistan und Syrien ein spezieller, kostenfreier Anfängerkurs angeboten werden. Ziel war es dabei, unter besonderer Berücksichtigung des besonderen integrationsförderlichen Potentials, die Grundlagen der Kampfkunst Karate zu vermitteln und die Asylanten allmählich in unsere Trainingsgemeinschaft einzuführen. Zusammenfassend lässt sich ein sehr positives Fazit ziehen. Es haben sich beispielsweise zahlreiche Bekanntschaften ergeben, die auch außerhalb des Trainings erfolgreich gepflegt werden und durch hohes gegenseitiges Wertschätzen und Unterstützen geprägt sind. Alle Beteiligten sind äußerst bestärkt, das Projekt weiter zu führen.  

Auch die Jury der STERNE DES SPORTS war überzeugt von der Idee und Umsetzung dieses ehrenamtlichen Projekts und honorierten dieses mit der Auszeichnung des „kleines Stern in Bronze“. Glanzvoller Höhepunkt war die Siegergala in der nahezu ausverkauften bigBOX in Kempten, die von der Raiffeisenbank Kempten-Oberalgäu organisiert wurde. Vorstand Rainer Schaidnagel hob mit einfühlsamen Worten hervor, dass bei der Auszeichnung nicht sportliche Spitzenleistungen, sondern das große Engagement der örtlichen Vereine im Fokus standen. Seine von Herzen kommende Worte der Anerkennung und vor allem die so wichtige finanzielle Unterstützung haben den Vereinen gut getan.

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