Intensiv hatten wir uns auf das Wochenende vorbereitet. Die Süddeutsche Meisterschaft im JKA Karate fand dieses Wochenende nach zwei Jahren Corona Pause wieder statt und forderte ein gemeinsames Anpacken aller. Die gewissenhafte Vorbereitung und die vielen ehrenamtlichen Helfer ermöglichten einen reibungslosen Ablauf. Die Herausforderung ist aber mehr als gelungen, wie die positive Resonanz der beteiligten Athleten, Trainer, Kampfrichter, Helfer und Zuschauer zeigte. Das Steiner Team war gut eingespielt und flink, technische Probleme wie mit der Lautsprecheranlage wurden kurzerhand durch ein Megafon gelöst. 

Mit 195 Starterinnen und 364 Einzelstarts lag die Meisterschaft insgesamt zwar noch etwas unter den Größen der letzten Jahre. Doch das wurde ausgeglichen durch die vielen Zuschauer auf der Tribüne. Diese sorgten zusammen mit der Motivation der Starterinnen und Starter für eine tolle Stimmung in der Halle. Unter den Athleten vertreten: Gabriel Canalejo, Johanna Heimerdinger, Emma Stockhaus, Fabrizio Karlinger, Karam Ramadan, Emil Schulze aus der unserer Kaderschmiede. Mit dem leider an diesem Wochenende erkälteten Bundeskaderathleten Valentin Hausser fehlte uns zwar ein weiterer Favorit, doch dafür brachten sie Nachwuchstalent Sofia Kiefer mit an den Start.

Sofia trainiert zwar erst ein Jahr beim TV Stein, doch aufgrund starker Trainingsleistungen erhielt die Achtjährige bereits die Möglichkeit Wettkampfluft zu schnuppern. Sie fand sich in einem deutlich erfahreneren Starterfeld, was sie ordentlich beeindruckte. In Kata (Formenlauf) gelang es ihr daher nicht, ihre starke Trainingsleistung abzurufen und sie schied frühzeitig aus. Im Kumite (Kampf gegen Gegner) gelang es ihr hervorragend, die Schläge ihrer Kontrahentin gut zu parieren - um dies aber auch zum Sieg umzusetzen, fehlte ihr aber noch etwas Routine. So reichte es zwar nicht zum Sieg gegen ihre Kontrahentin, wohl aber gegen ihre Nervosität: “Am Anfang war ich noch total aufgeregt, aber als ich dann auf der Matte stand, hat es mir einfach nur noch Spaß gemacht”, freut sich Kiefer.

Erfahrener und “cooler” an den Start ging Gabriel. Dem 14-jährigen gelang es, sich mit aussagekräftigen Techniken in der Disziplin Kata für das Finale zu qualifizieren. Dort lieferte er eine starke Performance, allerdings auch zwei kleinere Patzer: im Ergebnis immerhin ein respektabler 3. Platz. Dadurch angefeuert, ging er im Kumite umso beherzter an den Start, lieferte schnelle und zielsichere Angriffe, reagierte flink und platzierte seine Konter treffsicher. Die Strategie ging auf und Gabriel landete mit Gold ganz oben auf dem Podest.

Im Kampf nicht zu schlagen waren am Wettkampftag auch seine beiden Mannschaftskolleginnen Johanna Heimerdinger (15) und Emma Stockhaus (15). Beide kämpften äußerst entschlossen, Johanna flink und mit gefährlichen Kontern, Stockhaus mit souveränen Blocks und druckvollen Angriffen, die sie im Training intensiv einstudiert hatten. So gewannen beide alle ihre Begegnungen. Stockhaus wuchs Runde für Runde über sich hinaus und gewann im Halbfinale sogar gegen die amtierende Deutsche Meisterin Mia Wagner vom TV Bushido Tamm. Doch auch Johannas Siegessträhne brach nicht ab und so standen sich die beiden Freundinnen schließlich im Finalkampf gegenüber. Sich im Kampf um Platz 1 gegenüberzustehen sorgte bei beiden für gemischte Gefühle „Es ist echt komisch nun gegen diejenige zu kämpfen, mit der man sich so lange auf diesen Tag vorbereitet hat”, fand Stockhaus. “Wir kennen uns gegenseitig sehr gut, das wird eine große Herausforderung”, ergänzt Johanna direkt vor dem Kampf, "aber wir können sicher sein, dass jeder dem anderen den Platz auf dem obersten Podest gönnen würde”. Mit dieser Geisteshaltung konnten sich beide voll auf ihren Sport konzentrierten und zeigten Kumite vom Feinsten. Unentschieden ging der Kampf mehrfach in die Verlängerung und endete erst durch den Pflichtentscheid der Kampfrichter, bei dem Johanna eine Nasenspitze Vorsprung hatte. Dass sie nicht nur kämpfen kann, sondern auch den Formenlauf beherrscht, demonstrierte Johanna ebenfalls: In der zweiten Einzeldisziplin qualifizierte sie sich ebenfalls bis in die Finalkämpfe. Dort erreichte sie zusätzlich zum Meistertitel in Kumite einen respektablen vierten Platz in Kata.

Kaum ihre Kämpfe erwarten konnten währenddessen Fabrizio Karlinger (15) und Karam Ramadan (15). Auch sie wollten zeigen, woran sie die letzten Monate im Training geübt hatten. In Kata gab es solide Abläufe von Ramadan, die aber gegen die starke Konkurrenz nicht ausrichten. Somit schied er frühzeitig knapp aus. Fabrizio dagegen überzeugte Runde für Runde mit formvollendeten Bewegungsabläufen und zog schließlich als einer der Favoriten in das Finale ein. Doch als er sich beim Finaleinlauf der starken Konkurrenz gegenüber sah, wurde auch sein Puls laut. Er gab alles, aber leider zu viel: Durch das hohe Anfangstempo strauchelte sein Rhythmus etwas und Fabrizio konnte nicht seine Bestleistung präsentieren. So verpasste er knapp das Podest und landete auf einem beachtlichen 4. Platz.

Sein hohes Tempo half ihm dafür im Kumite: Äußerst energisch und flink auf den Beinen umspielte Fabrizio seine Gegner raffiniert und wandelte seine Körpergröße so in echte Chancen gegen die teilweise deutlich größeren Gegner. Er konnte die Vorrunden allesamt für sich entscheiden und landete schlussendlich im Finale. Dort musste er sich schlussendlich nur Jayden Afful vom TSG Stuttgart geschlagen geben und durfte sich über einen stolzen 2. Platz freuen. Kumite ist eigentlich auch die Paradedisziplin von Ramadan, doch dieser konnte an diesem Tag auch hier nicht seine starke Leistung nicht ganz abrufen. Doch die Enttäuschung, dass er seine hohen Erwartungen nicht erreichen konnte, hielt nicht lange: Zusammen mit Fabrizio Karlinger und Julian Betzold ging Ramadan im Kumite Team nochmals an den Start. Gemeinsam und mit dem Publikum im Rücken feuerten sie sich gegenseitig an und landeten durch starke Kämpfe auf Platz 1 vor TSG Stuttgart und SV 1880 München. Somit holte Ramadan nun doch noch die ersehnte Podestplatzierung und eine weitere Goldmedaille für die Steiner, die insgesamt unter den Top-Plätzen im Gesamtklassement landeten.

Emil Schulze (18) startete als einziger Violettgurt in einem großen Feld von erfahrenen Schwarzgurten.“Das macht einem natürlich geistig ganz schön zu schaffen. Doch genau auf die Leistungssituation hatten wir uns gezielt vorbereitet. Der Plan ging auf, Schulze gelang es sich ganz auf seinen Kampf einzulassen und merkte, dass er mithalten konnte. Runde für Runde gewann er mehr Selbstvertrauen, sammelte mit gezielten Techniken Punkte und entschied alle Vorrunden für sich. Im Halbfinale stand er dann Filip Buljeta (SV1880 München), dem amtierenden deutschen Vizemeister in dieser Disziplin gegenüber. Beide kämpften fokussiert, Emil gelang es geschickt zu parieren und versuchte sein Gegenüber mit Angriffskombinationen zu überrumpeln, doch auch Buljeta war auf der Hut und wich geschickt aus. In einem kurzen Moment der Unaufmerksamkeit wurde Schulze schließlich von einem wohl platzierten Fußkick des Münchners überrascht, der den Kampf beendete. Für Schulze bedeutete dies immerhin einen hervorragenden Platz 3.

Mit insgesamt 7 Podestplätzen ist das Trainerteam sehr stolz auf ihre Schützlinge. Insgesamt können wir äußerst zufrieden sein: es war zwar für alle sehr nervenaufreibend, aber unsere Athleten konnten schlussendlich den Heimvorteil perfekt nutzen. Dass auch die Ausrichtung der Meisterschaft selbst reibungslos verlief und es zu keinen Verletzungen kam, freut uns dabei besonders. Das hätten wir allerdings nicht geschafft, wenn nicht alle so toll zusammengehalten haben: Im und über unseren Verein hinaus. Es war ein sehr langer und anstrengender Tag, alle Beteiligten waren am Ende sehr erschöpft, aber dennoch sind wir schon wieder für die Süddeutsche Meisterschaft 2023 motiviert.

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