Am Wochenende waren wir zusammen mit rund 2000 Menschen bei der Deutschen Meisterschaft in Bochum. Unter den besten Karatekas Deutschland mit dabei: Simon, Valentin und Fiona vom Karate Dojo Stein. Außerdem als Betreuerin mit dabei: Didem Karabulut, die über die Ereignisse auf der Meisterschaft berichtet.

Aus dem Tagebuch der Co-Pilotin

Freitag

09.00 Uhr: Trainer Martin Daumiller, und ich, Co-Pilotin Didem Karabulut, sind auf dem Weg nach Ulm, um die Karateka Simon Rohr und Valentin Hausser, die mit dem Zug anreisen, abzufangen.

10.30 Uhr: In Ulm angekommen geht es auch weiter nach Würzburg, um die dort studierende Allgäuerin, Fiona Rohr, abzuholen.

13.00 Uhr: Nachdem das Team so endlich in Würzburg vereint ist, geht es Richtung Bochum zur Deutschen Karate Meisterschaft des DJKB weiter.

17.00 Uhr: Nach diversen Staus kommen wir endlich heil in Bochum an.

23.00 Uhr: Erschöpft und gespannt auf den morgigen großen Tag schlafen wir ein.

Samstag

07.45 Uhr: Das große Rennen und der Kampf beginnt: Es entscheidet sich schließlich, wer zuerst ins Bad darf und wer Frühstück zubereitet.

09.00 Uhr: Die Pläne für die Starter und Gruppen werden genau studiert und es wird kalkuliert, wer wann drankommt, um möglichst eine halbe Stunde vorher top vorbereitet zu sein und sich aufzuwärmen. Die Stimmung ist großartig: Rund 2000 Menschen aus ganz Deutschland sind nach Bochum gekommen, um die gut 300 Athletinnen und Athleten anzufeuern.

10:30 Uhr: Doch aufgrund der hohen Teilnehmerzahl kommt der Zeitplan ins Stocken und die Nervosität steigt immer weiter. Valentin (14 Jahre) und Simon (15) haben sich zusammen mit ihrem Mannschaftskollegen Michael Bittner aus Reichenberg schon mehrmals für die Team-Wettbewerbe warm gemacht. Da absolute Höchstleistung gefordert ist, üben die Drei bereits zum 10. Mal auf dem Flur.

10:33 Uhr: Endlich kommen die drei dran. Trotz vollem Körpereinsatz, blitzschnellen Bewegungen und aufeinander abgestimmten Abläufen hat das Team Schwierigkeiten, sich zu behaupten. Vielleicht liegt es an der erschöpfenden Vorbereitung, der Anspannung oder dem großen Publikum: Simon und Valentin schaffen es einfach nicht, ihre Leistungen aus dem Training abzurufen; aber immerhin: Sie schaffen ein Unentschieden in der ersten Runde. In der nächsten Runde liegen sie mit einem Punkt hinten und verpassen somit knapp die Qualifikation für das Finale in der Kumite-Team Disziplin.

12:00 Uhr: Martin schnappt sich die enttäuschten Steiner, sie verlassen kurz die Halle und kommen aufgetankt mit frischer Energie und wieder top motiviert zurück. Was er wohl zu ihnen gesagt hat?

13:00 Uhr: Während Fiona noch ein letztes Mal mit Martin ihre Kata übt, wird ihre Gruppe von den Ausrichtern ausgerufen. Zusammen mit der Cremé de la Cremé in der Alterklasse 18-20 Jahre stellt sie sich an den Rand der Kampffläche und wartet mit Herzrasen auf ihren Aufruf.

13:15 Uhr: Endlich ist Fiona dran. Sie vollführt mit präzisen, eleganten und konzentrierten Bewegungen ihren einstudierenden Bewegungsablauf. Fiona beeindruckt das Publikum durch ihre ausdrucksstarken Techniken: zu entscheidenden Momenten kraftsammelnd langsam, um dann blitzschnell die geballte Kraft in die nächste Bewegung zu stecken. Die Monate der Vorbereitung haben sich gelohnt – sie kommt in die Finale!

14:30 Uhr: Jetzt ist Valentin dran. In der Kumite Disziplin heißt es, den Gegner mit gezielten Schlägen außer Gefecht zu setzen. Gleichzeitig liegt die Schwierigkeit darin, den Schlag kurz vor Hautkontakt abzubremsen, sodass niemand zu Schaden kommt. Valentin, der nach dem verpassten Teamwettbewerb umso motivierter ist, in die nächste Runde zu kommen, wartet nun mit raffinierten Techniken auf und kann so viele Punkte für sich gewinnen. Als er in der Hitze des Gefechts einen kräftigen Beinangriff vollführt, trifft er seinen Gegner, Adrian Kock aus Füssen, etwas zu heftig an den Rippen. Dieser geht in die Knie und muss versorgt werden. Das bedeutet trotz hervorragendem Kampf das Aus für Valentin – er wird aufgrund der zu starken Technik disqualifiziert.

15:00 Uhr: Simon ist jetzt am Zug. Auch bei ihm ist die Blockade aus dem Teamwettbewerb wie weggeblasen. Angefeuert von den anderen Steinern, blockt der Bundeskaderathlet gekonnt die Angriffe seiner Gegner ab und wandelt sie in eigene Angriffe um. Simon gewinnt Kampf für Kampf und steigert in jeder Runde seine Leistung. Schließlich steht in der letzten Vorrunde seinem Freund Ferenc Dattko aus Magdeburg, der ebenfalls im Bundeskader ist, gegenüber. Beide kennen sich gut und haben gleich viel Energie und Ausdauer. Am Ende des Kampfes, der sich über sieben Minuten streckt, mobilisiert Simon schließlich seine letzten Kraftreserven, wirft seinen Gegner zu Boden und schließt den Kampf mit einem kontrollierten Faustschlag ab. Der Jubel im Publikum zeigt: Das bedeutet Sieg und Einzug ins Finale.

19:00 Uhr: Die Finalkämpfe beginnen. Unter Scheinwerferlicht laufen die Geschwister Simon und Fiona Rohr zusammen mit den besten Karatekas Deutschland ein.

19:30 Uhr: In der Gruppe der besten vier, demonstriert Fiona den anspruchsvollen Bewegungsablauf „Chinte“. Leider sind die einstudierten Formen ihrer Gegnerinnen ebenfalls sehr gut und Fiona verpasst knapp mit zwei Zehntel Rückstand den begehrten Platz auf dem Podest. Dennoch: Auch ohne Edelmedall, darf sich Fiona nun Viertbeste Deutschlands in ihrem Jahrgang nennen!

20:00 Uhr: Simons Finalkämpfe beginnen. Simon ist leicht auf den Füßen, weicht geschickt den Angriffen seines Gegners aus und bringt sich tänzelnd in eine gute Ausgangsposition. Mit blitzschnellen Techniken setzt er seinen Gegner schließlich unter Druck, jagt ihn bis ans Ende der Kampffläche, schießt mit seiner Faust nach vorn und bringt sich somit in Führung. Der Kampf mündet in einem hitzigen Gefecht. Simon schafft es, das Halbfinale für sich zu gewinnen, wird jedoch auch von einen heftigen Schlag seines Gegners erwischt. Der Arzt verbietet ihm daher, zum Kampf um Platz 1 anzutreten und so muss sich Simon, zwar leicht enttäuscht, aber dennoch redlich verdient, mit Silber und damit dem Titel des Deutschen Vizemeisters begnügen.

20:30 Uhr: Nach der Siegerehrung und vielen Selfies und Fotos, kann endlich die Rückfahrt angetreten werden. Langsam holen elf Stunden Anspannung in der Halle alle ein und alle haben Schwierigkeiten die Augen im Auto offen zu halten. Sieben Stunden Fahrt stehen noch nach Immenstadt an…

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